Svindal lässt Fortsetzung der Karriere offen: „Ich trainiere mal weiter“

Spielberg (APA) – Aksel Lund Svindal lässt die Fortsetzung seiner großartigen Ski-Karriere weiter offen. „Sagen wir so. Zunächst trainiere ich mal weiter“, meinte der 35-jährige Abfahrts-Olympiasieger aus Norwegen am Rande der MotoGP in Spielberg zur APA. Svindal war vor kurzem auf dem Stilfserjoch sogar schon wieder auf Schnee. Und das mit neuem Helm, auf dem jetzt ebenfalls der Verbandssponsor prangt.

Viele Jahre war Svindal ja mit dem blau-silbernen Logo seines österreichischen Partners um Weltcupsiege und Medaillen gefahren. Nun aber muss er sich wie sein mit dem Verband zerstrittener Teamkollege Henrik Kristoffersen den neuen Vorgaben beugen.

Svindal: „Politik in Norwegen ist schweierig“

„Schade. Nach so vielen Jahren hätte ich schon gehofft, dass man bei mir eine Lösung findet“, bedauerte Svindal die Entscheidung. „Die Politik in Norwegen ist eben schwierig, das hat man schon bei Henrik gesehen. Es ist also nichts Neues. Alpin ist ja bei uns eher klein, Langlaufen hingegen riesengroß.“

Deshalb bemüht sich Svindal im Hintergrund auch um einen Kompromiss. „Man fühlt sich bei einem Unternehmen ja auch wegen der Menschen dort wohl. Man zeigt bei Red Bull Gott sei Dank viel Verständnis. Und die Leute im Verband wissen, dass ich nicht absichtlich irgendeinen Scheiß mache.“ In Spielberg, wo er seine Ski-Kollegen Dominik Paris, Christof Innerhofer und Hannes Reichelt traf, hatte Svindal jedenfalls die Kappe des Rennstrecken-Namensgebers.

Svindal hat nach der erfolgreichen Olympia-Saison mit dem Abfahrts-Sieg in Südkorea wegen seiner anhalten Probleme am „Kitzbühel-Knie“ länger pausiert, sich mit dem Fahrrad fit gehalten. Und mit seinem Vater im schwedischen Sommerhaus geurlaubt. „Es war herrlich. Ich habe kein einziges Mal auf die Uhr geschaut, selbst dort oben hatte das Meer 24 Grad. Ich war total im Urlaubsmodus“, schwärmte Svindal.

Nächster Fixpunkt ist das Schnee-Training in Chile. Dort soll klarer werden, wie es mit der Karriere weitergeht. „Wenn man nach der Saison nicht mehr die Treppen hinunter gehen kann, muss man sich etwas einfallen lassen. Und schauen, dass man gesund bleibt. Und es soll im Winter ja auch Spaß machen.“

„Schwierig Niveau zu halten“

Das, so Svindal, sei nur garantiert, wenn er perfekt vorbereitet sei. „Kjetil (Jansrud, Anm.) und (Aleksander Aamodt) Kilde fahren an sechs Tagen acht Runden, ich an drei nur jeweils vier“, beschrieb er den Unterschied zu seinen Teamkollegen. „Irgendwann wird es da schwierig, das Niveau zu halten und vorne mitfahren zu können, wenn man so wenig trainiert“, sagte der zweifache Weltcup-Gesamtsieger und Gewinner von 35 Weltcuprennen, der acht WM- und vier Olympiamedaillen erobert hat.

Probleme macht vor allem der Knorpelschaden im Knie. „Die Ärzte haben mir geraten, sehr gut zu überlegen, ob ich weitermache. Ich darf mein Knie ja nicht so kaputt machen, dass im Leben danach nichts mehr geht.“

Svindal wird zudem nur weiterfahren, wenn er auch Siegchancen sieht. „Es macht einfach mehr Spaß, am Start zu wissen, dass man gut trainiert hat.“ Er müsse ohnehin schon seit längerem Kompromisse eingehen. „In Gröden fahre ich nur noch im Rennen über die Sprünge“, erzählte er. „Es ist schon ein Unterschied, wenn du am Start weißt, dass du Vollgas geben kannst. Ich will mir deshalb hundertprozentig sicher sein. Auch darüber, dass der Körper auch nach der Karriere noch funktioniert. Ich kann also derzeit noch keine Entscheidung treffen.“

Ziel sei aber, dass es weitergehe. „Und dann hoffe ich schon, dass ich bei der WM in Aare richtig um Medaillen mitfahren kann.“ In Schweden hatte er 2007 Gold in Abfahrt und Riesentorlauf gewonnen. „12 Jahre später nochmals zuzuschlagen wäre genial.“

„Karrieren sind nie perfekt“

Und da ist ja noch der Abfahrtssieg in Kitzbühel, ohne den keine große Speed-Karriere perfekt ist. „Karrieren sind aber nie perfekt. Da kannst du selbst einen Ingemar Stenmark oder Marcel Hirscher fragen“, winkt Svindal einerseits ab. „Aber wär’s ein Wunschkonzert, stünden Kitz und Aare natürlich ganz oben“, gab er gleichzeitig zu.

Am nächsten dran am Kitz-Sieg sei er bei der „komischen“ Abfahrt 2014 gewesen, als der Hausberg über den Ganslern umfahren werden musste und Hannes Reichelt vor ihm und Bode Miller gewonnen hatte. „Da hatte ich den besten Speed, habe aber in zwei Kurven Fehler gemacht.“

Wann auch immer Svindal als Skirennfahrer das Handtuch wirft, für das Leben danach ist er bereit. Seit Jahren investierte der Norweger in Start Ups und an der Börse. „Ich mag kleine Firmen mit cleveren Leuten, die Dinge schaffen, an die Riesenkonzerne nicht einmal denken.“

Vergangenen Winter etwa präsentierte Svindal seine Modelinie „Greater than A“. Das Streetware Label zeichnet sich durch Nachhaltigkeit aus, weil die Bekleidung recycle- oder sogar kompostierbar ist. Svindal: „Die Textilindustrie ist eine schmutzige. Wir produzieren hingegen ohne Chemie und mit natürlichen Rohstoffen, die für die Umwelt Sinn machen.“

Bild: GEPA