ManUnited kriselt – Geschäftsführer Woodward als Feindbild

Manchester United befindet sich wie schon so oft in den vergangenen Jahren in der Krise. Englands Fußball-Rekordmeister liegt in der Premier League nach 24 Runden nur auf Rang fünf. Der von Chelsea gehaltene vierte Platz, der zur Champions-League-Teilnahme berechtigt und als Minimalziel gilt, ist nach dem peinlichen Heim-0:2 am Mittwoch gegen Burnley bereits sechs Punkte entfernt.

An einen Meistertitel ist angesichts des gewaltigen Vorsprungs von Liverpool nicht zu denken. Seit Alex Ferguson 2013 in Pension ging, beendete ManUnited die Premier League nicht mehr auf Rang eins. Für den erfolgsverwöhnten Clubs reichte es in den vergangenen sieben Jahren gerade einmal zu je einem Titel in der Europa League (2017), im FA-Cup (2016) und im Liga-Cup (2017).

Nach Ferguson scheiterten die Trainer David Moyes, Louis van Gaal und Jose Mourinho. Auch die Anfangseuphorie unter Ole Gunnar Solskjaer ist längst verflogen – bei den englischen Buchmachern sinken die Quoten für einen Rauswurf des Norwegers seit Monaten konstant. Doch für Solskjaer gab es nach dem Burnley-Match von den Fans sogar aufmunternde Sprechchöre – als Hauptverantwortlicher für die Misere wird nämlich Ed Woodward gesehen.

Woodward der starke Mann bei Spielerverpflichtungen

Der Investment-Banker beriet die Glazer-Familie bei deren umstrittener Übernahme von Manchester United im Jahr 2005. Danach war Woodward bei den „Red Devils“ in einer führenden Rolle im wirtschaftlichen Bereich tätig, ehe er 2013 zum Geschäftsführer aufstieg.

Seither gab Manchester United laut britischen Medien rund eine Milliarde Euro für neue Spieler aus, doch große Erfolge stellten sich nicht ein. Angesichts dieser Ablösesummen und der Tatsache, dass der strauchelnde Rekordchampion der Verein mit den höchsten Gehaltsausgaben in England ist, wird die Kritik an Woodward immer lauter.

So meinte etwa United-Legende Gary Neville nach der jüngsten Niederlage gegen Liverpool: „Wenn man solche Investitionen und solche Gehälter zu verantworten hat und dann so eine Mannschaft auf die Beine stellt, dann muss etwas richtig falsch laufen.“

Während Jürgen Klopp bei Liverpool und Pep Guardiola bei Manchester City in punkto Transfers ein gewichtiges Wörtchen mitreden, ist Woodward bei Manchester United in punkto Spielerverpflichtungen der starke Mann. Dieser Umstand wurde schon von Van Gaal und Mourinho einige Male öffentlich kritisiert.

Solskjaer deutete zuletzt lediglich zaghaft an, dass er sich im Winter Verstärkungen wünschen würde. Bisher gab es bei Manchester United in der laufenden Transferzeit aber nur einen Neuzugang: Woodward engagierte den ehemaligen „Sun“-Journalisten Neil Ashton zwecks Aufpolierung seines ramponierten Image.

Europa League und FA Cup als letzte Titelhoffnungen

Dennoch werden die United-Anhänger wohl auch am Sonntag im Auswärtsmatch der vierten FA-Cup-Runde gegen den Drittligisten Tranmere Rovers ihrem Unmut über Woodward Luft verschaffen. Der älteste Fußball-Bewerb der Welt ist eine der wenigen Titelchancen, die ManUnited in dieser Saison noch hat. Im Liga-Cup droht nach der 1:3-Heimniederlage im Semifinalhinspiel gegen Stadtrivale City das Aus, in der Europa League geht es im Sechzehntelfinale gegen Brügge.

In der zweiten Europacup-Etage wird sich Englands umsatzstärkster Club wohl auch im kommenden Herbst wiederfinden, in der „Königsklasse“ schaut der einstige Champions-League-Stammgast schon lange nicht mehr regelmäßig vorbei. Sollte in der Premier League ein Platz unter den Top vier verpasst oder die Europa League nicht gewonnen werden, wäre Manchester United zum vierten Mal in den vergangenen sieben Saisonen nicht in der Eliteliga vertreten.

(APA)

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