Handball: ÖHB-Männer nach Weißrussland-Krimi EM-Achter

Österreichs Handball-Männer haben in buchstäblicher letzter Sekunde die Heim-EM auf Platz acht beendet und damit das beste ÖHB-Endrundenergebnis der Geschichte geholt.

Im letzten Spiel am Mittwoch rannte man gegen Weißrussland lange einem Rückstand nach, ehe im Finish die Wende gelang. Der 36:36-Ausgleich durch Nikola Bilyk drei Sekunden vor dem Ende brachte schließlich den entscheidenden Punkt.

Der bescherte Österreich in Hauptrundengruppe I Rang vier, und damit insgesamt Rang acht. Rang sieben war aufgrund der Ergebnisse in Hauptrundengruppe II nicht möglich.

Das siebente Spiel innerhalb von 13 Tagen wurde zum angekündigten Abnützungskampf, beiden Teams war das kräftezehrende Turnier anzumerken. Österreich, das zu Beginn wieder mit seiner im Turnierverlauf bereits oft geforderten Einsergarnitur auftrat, fand in der Offensive nicht zur Form der ersten fünf Partien. Neben einigen schönen Aktionen leistete man sich zu viele technische Fehler und Fehlwürfe.

Zwei Chancen, sich um zwei Tore abzusetzen, blieben beim Stand von 7:6 (11.) bzw. 9:8 (15./letzte Führung im Spiel) ungenützt, die Weißrussen machten es besser. Das 17:13 in der 24. Minute brachte den ersten Vier-Tore-Vorsprung für die Osteuropäer, immerhin verschaffte sich Österreich mit dem 17:19-Pausenstand eine brauchbare Ausgangslage für die zweite Hälfte.

Auch dort rannte man allerdings stets einem Rückstand hinterher. Rot-Weiß-Rot kam zwar mehrmals auf ein Tor heran, bekam aber nicht zuletzt die Offensivbemühungen des Gegners nicht in den Griff. Goalie Thomas Bauer, der in der 19. Minute für Thomas Eichberger gekommen war, verhinderte mit einigen Paraden zumindest Schlimmeres. Mit der 32:28-Führung legte Weißrussland in der 50. Minute schließlich wieder vier Tore vor.

Das Finish hatte es dann aber noch in sich, Österreich dreieinhalb Minuten vor Schluss den Ausgleich auf der Hand. Robert Weber traf beim Siebenmeter nur die Innenstange, im Gegenzug stellten die Weißrussen auf 35:33. Nochmals arbeitete sich Österreich 27 Sekunden vor dem Ende auf 35:36 heran, Bauer hielt sein Team im Spiel. Im letzten Angriff übernahm Kapitän Bilyk Verantwortung und machte den Ausgleich perfekt.

Erste Meinungen nach dem Spiel:

Ales Pajovic (Teamchef Österreich): „Es war ein komisches Spiel. Wir haben in der ersten Halbzeit nicht gut gespielt. In der zweiten haben wir Charakter gezeigt, haben gekämpft bis zum letzten Moment. Wir sind jetzt Achter, das ist unglaublich. Wir sind schon müde, aber so zurückkommen ist noch schöner. Ich habe sie die ganze Zeit motiviert. Ich bin sehr stolz auf meine Jungs. Es war eine super EM, jetzt heißt es weiterarbeiten. Mit dem achten Platz wäre ich vor dem Turnier zufrieden gewesen. Das ist ein großer Erfolg für Österreich.“

Nikola Bilyk (Kapitän Österreich): „Es ist wunderbar, was wir geschafft haben. Das ist jetzt schwer zu realisieren. Aber in ein paar Tagen wird das sehr positiv für uns sein. Ich bin stolz, was wir geleistet haben, wie wir uns präsentiert haben, welche Euphorie wir entfacht haben. Wir haben alles erreicht, was wir uns vorgenommen haben. Ich habe nicht gezweifelt, dass wir es nicht schaffen können. Wir haben schon oft gezeigt, dass wir einen coolen Kopf bewahren können. Wir sind die meiste Zeit nachgelaufen, aber als es wichtig war, waren wir da.“

Robert Weber (Flügel Österreich): „Wir waren von der ersten bis zur letzten Minute hinten. Aber wir haben es geschafft, dranzubleiben und nicht aufzugeben. Das Unentschieden war nach der zweiten Halbzeit dann verdient. Wir wollten das ganze Spiel genießen und das Turnier unbedingt positiv beenden. Wir wollten eine bessere Platzierung als 2010, das wollten wir unbedingt erreichen.“

Patrick Fölser (ÖHB-Sportdirektor): „Wir wollten es gut beenden. Man kann sich nicht vorstellen, was das bedeutet für uns. Dass wir das Turnier als Achter beenden ist ein unfassbares Ding für den österreichischen Handball. Das ist perfekt. Wir sind heute lange dem Ausgleich nachgelaufen, haben nie dieses Unentschieden geschafft. Das kann einen brechen. Dass wir da das noch geholt haben, zeigt den tollen Charakter der Mannschaft.“

EM-Halbfinali lauten Norwegen-Kroatien, Spanien-Slowenien

Co-Gastgeber Norwegen hat sich am Mittwoch, dem letzten Hauptrundenspieltag der Männer-Handball-EM, Platz eins von Gruppe II gesichert. Im Duell der beiden für die Top-Vier Qualifizierten feierte der Titelkandidat in Malmö einen 33:30-(14:13)-Erfolg über Slowenien und trifft am Samstag (20.30 Uhr) im Halbfinale auf Kroatien. Bereits zuvor (18.00) kämpft Titelverteidiger Spanien gegen die Slowenen.

(APA)

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