Özcan hält Elfmeter – Leverkusen geht trotzdem beim BVB unter

(SID) – Borussia Dortmund hat sich mit neuem Spielwitz und ungeahnter Leidenschaft aus dem Derby-Tief gezogen. Eine Woche nach dem peinlich laschen Auftritt bei Schalke 04 setzte der BVB gegen Bayer Leverkusen ein Zeichen des Willens: Er gewann hochverdient 4:0 (1:0) und kann eine phasenweise missratene Saison doch noch versöhnlich mit der Champions-League-Qualifikation beenden.

In einem einseitigen Spiel, dem besten des BVB seit Monaten, erzielte der junge Engländer Jadon Sancho (13.) sein erstes Bundesliga-Tor und brillierte auch als Vorbereiter. Marco Reus (55.) legte nach, zudem verschoss der Nationalspieler einen Foulelfmeter (37.). Zwei Minuten zuvor war sein Traumtor nach Videobeweis wegen einer Abseitsstellung annulliert worden. Das 3:0 durch Maximilian Philipp (63.) legte der herausragende Sancho ebenso auf wie das vierte BVB-Tor erneut durch Reus (79.), der per Kopf traf.

„Das 1:0 hat uns Selbstvertrauen gegeben. Ich schieße den Elfmeter ganz schwach. Deswegen wollte ich der Mannschaft in der zweiten Halbzeit umso mehr helfen“, sagte Reus bei Sky, der vor den Augen vor Bundestrainer Joachim Löw eine insgesamt starke Leistung zeigte.

Und Leverkusen? Bayer ergab sich vier Tage nach der derben Pokal-Niederlage gegen den FC Bayern (2:6) fast wehrlos, die Werkself muss um den Einzug in die Königsklasse zittern. „Wir haben über 90 Minuten keinen Männerfußball gespielt. Wir haben die Zweikämpfe nicht angenommen und waren immer zwei Schritte zu spät“, sagte Nationalstürmer Kevin Volland: „Das war nix.“

Die Derby-Pleite, so scheint es, hatte in Dortmund etwas zerrissen, was erst wieder gekittet werden muss. „VERSAGER“ stand riesengroß auf einem Plakat, die Fans auf der Südtribüne präsentierten ein 35-Meter-Banner: „Niemand verkörpert Borussia Dortmund so wenig wie ihr!“

Trainer Peter Stöger, der den Verein höchstwahrscheinlich mit Ende der Saison verlassen wird, hatte auch keine Lust mehr – und er setzte ebenfalls Zeichen. Kapitän Marcel Schmelzer flog überraschend aus dem Kader, ein „sportliches Statement“, wie Stöger im Sky-Gespräch betonte. Trotz der Personalprobleme im Angriff angesichts der Verletzung von Michy Batshuayi fehlte auch das schwedische Supertalent Alex Isak im Aufgebot. Maximilian Philipp machte sich an die undankbare Aufgabe, Batshuayi zu ersetzen. Bei Bayer stand Ramazan Özcan für den angeschlagenen Bernd Leno (leichte Knieverletzung) im Tor.

Die BVB-Mannschaft schien die Botschaft verstanden zu haben. Mit ganz anderer Hingabe stürzten sich die Dortmunder vor 81.360 Zuschauern in das wegweisende Spiel. Der in die Startelf zurückgekehrte Mario Götze gab den ersten gefährlichen Schuss ab (9.) und war auch ansonsten auffällig gut, Sancho scheiterte kurz vor seinem Treffer frei vor Özcan kläglich (12.). Dieser rettete später auch spektakulär gegen Christian Pulisic (15.).

Von der vielgepriesenen Leverkusener Spielkultur war nichts zu sehen – Bayer wurde überrollt, schenkte den hart erkämpften Ball umgehend wieder her, kam nicht dazu, Konter auszuspielen. Ständig wurde es brenzlig: Reus traf erst fulminant, doch Pulisic hatte im Abseits gestanden. Dann schob der Nationalspieler beim Elfmeter Özcan den Ball schlapp in die Arme, Panagiotis Retsos hatte Pulisic gefoult.

Bayer wirkte wie vom Glück geküsst – und lag doch zur Pause hinten. Die frühe Auswechslung des verletzten Innenverteidigers Jonathan Tah brachte nur noch mehr Unruhe, die sich auch in der zweiten Halbzeit nicht legte. Zumindest etwas Schwung brachte die Hereinnahme von Kai Havertz, den Trainer Heiko Herrlich zunächst auf die Bank gesetzt hatte. Mit dem schnellen 2:0 war allerdings jedes Bemühen konterkariert. Der BVB spielte weiter wie aufgedreht.

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