Hoeneß tritt ab: „Das war’s, ich habe fertig!“

Unter großer Anteilnahme der Klubfamilie hat sich Uli Hoeneß von seinem Amt als Präsident bei Bayern München verabschiedet. Bei seiner letzten großen Rede gibt er seinen Erben einen Auftrag mit.

Uli Hoeneß hatte noch gar nicht zu reden begonnen, da saß dem scheidenden Präsidenten von Bayern München schon ein Kloß im Hals. Als er um 19.01 Uhr seinen Platz am Rednerpult in der Münchner Olympiahalle einnahm, bedachten ihn 6091 Mitglieder mit Standing Ovations. Fast vier Minuten hielt ihr Applaus an, sie feierten ihren „Uli“ mit Sprechchören als „besten Mann“, Hoeneß unterdrückte seine Tränen nur mit größter Mühe.

Eine gute Stunde später war die Ära Hoeneß beim deutschen Fußball-Rekordmeister endgültig Geschichte. „Es war eine wunderschöne Zeit“, schloss Hoeneß seine fast 18-minütige Abschiedsrede, „das war’s, ich habe fertig! Danke!“ Als sich „König“ Hoeneß dann zurückzog, jubelte ihm sein Fußvolk ein letztes Mal zu, Hoeneß trat sichtlich beglückt ab – und gab seiner Ehefrau Susi ein Küsschen.

Bei seinem letzten großen Auftritt blickte Hoeneß zurück auf seine fast 50 Jahre beim FC Bayern als Spieler und Macher. „Das geht ja gut los“, habe er gedacht, als er im Sommer 1970 auf dem Weg zu seinem ersten Training in der Münchner Schellingstraße „einen Crash“ baute. Und doch prägte Hoeneß diesen, seinen Verein wie kein Zweiter. „Ich möchte nicht sagen, dass ich das alles bin – das waren wir, wir alle“, sagte er bescheiden.

Seinen Nachfolgern um den neuen Präsidenten Herbert Hainer und den künftigen Vorstandsvorsitzenden Oliver Kahn hinterlässt er dennoch riesige Fußstapfen. „Eines muss ich euch sagen“, rief er ihnen zu: „Die Gegner sitzen draußen, nicht zu Haue! Ihr müsst ein starkes Team sein, dann kann den FC Bayern in Deutschland sowieso keiner, aber auch international nur wenige Vereine schlagen.“ Auch politisch wurde Hoeneß. „Der Tanker FC Bayern muss geradeaus fahren – nicht nach links schauen und schon gar nicht nach rechts!“, betonte er, und: „Der Verein muss sozial sein, selbstbewusst – nicht arrogant. Er muss auch an die Kleineren denken.“

Sein Erbe hatte Hoeneß im Vorfeld geregelt. Tagesordnungspunkt 6 sah die Wahl des langjährigen adidas-Chefs Hainer zu seinem Nachfolger vor. „Dass wir eine Persönlichkeit wie Herbert Hainer gewonnen haben, ist für diesen Verein eine wunderbare Sache“, sagte Hoeneß. Auch den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden soll Hainer von seinem Freund übernehmen, Hoeneß bleibt dem Gremium aber als einfaches Mitglied erhalten.

Bei seiner letzten Sitzung als Chef fädelte Hoeneß am Montag die Beförderung von Sportdirektor Hasan Salihamidzic zum Sportvorstand ein, neuer Vorstandsboss soll ab 1. Januar 2022 Kahn werden. Der frühere „Titan“, ab Januar 2020 einfaches Vorstandsmitglied, wurde in der Olympiahalle stürmisch gefeiert. „Da hast du viel Arbeit, um diese Vorschusslorbeeren zu rechtfertigen“, rief ihm Hoeneß augenzwinkernd zu.

Kahn war der heimliche Held des Abends, aber auch die Ex-Stars Franck Ribery und Arjen Robben hatten einen großen Auftritt, der Hoeneß beinahe zu Tränen rührte. Sie brachten die zuletzt gewonnenen Trophäen auf die Bühne und wurden vom scheidenden Patron liebevoll geherzt. Dann atmete er tief durch, ehe er die Versammlung eröffnete – wie immer mit roter Krawatte zum weißen Hemd.

Wie es weitergeht? Am Samstag werde er „erstmals in meinem Leben ohne Plan aufwachen“, hatte Hoeneß betont. Wie gewünscht wird er mehr Zeit für die Familie, für seine Frau Susi und die Enkel haben – seine Bayern aber weiter treu begleiten. Notfalls, meinte Hoeneß, werde er „die Abteilung Attacke wieder ausfahren“ und seine Bayern „wie eine Glucke“ verteidigen.

(SID)

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