Goal West #1: „Tarnen und Täuschen“ beim SCR Altach

Markus Krautberger ist unser Mann im Westen. Der Sky Redakteur ist meistens für den Ablauf in den jeweiligen Stadien verantwortlich und damit maßgeblich an den Sky Produktionen beteiligt. Zudem ist er Vereinsredakteur bei den West-Vereinen Altach, Lustenau und Wattens und dort bestens vernetzt und informiert. Auch wenn er bewusst den Job hinter der Sky Kamera gewählt hat, so hat er doch einiges zu berichten. Die Kolumne Goal West ist künftig die subjektive Spielwiese von Krauti, wie er in der Redaktion auch genannt wird, seine sportlichen Gedanken und Erlebnisse aus dem Westen zu teilen. In der ersten Folge dreht sich alles um den SCR Altach. Viel Spaß mit Goal West #1: „Tarnen und täuschen“.

Gegen Meister RB Salzburg wurde in der Cashpoint-Arena zuletzt „getarnt und getäuscht“ was das Zeug hielt. SCRA-Trainer Klaus Schmidt konnte nicht nur die Mozartstädter durch seine Aufstellung mit den beiden Konterstürmern Christian Gebauer und Mathias Honsak hinters Licht führen (zumindest für 45 Minuten), sondern tat dies auch mit uns als Sky Sendungsverantwortlicher vor Ort. Man hatte uns vor dem Match rotzfrech eine falsche taktische Aufstellung mitgeteilt. Nicht Usus, aber es sei den Altacher Offiziellen verziehen. Es war ja auch Fasching im Ländle. Da darf man den Wipptaler Gebauer und den Wiener Honsak als Kameruner Mahop verkaufen.

Alles gut, wäre sportlich ja fast aufgegangen. Aber eben nur fast. 45 Minuten tat sich der Meister mit den beiden schnellen Konterspielern schwer. Eine taktische Ausrichtung, die Coach Schmidt übrigens erstmals seit seinem Amtsantritt im Sommer 2017 wählte. Für ihn eigentlich ungewöhnlich, auf einen Stoßstürmer wie Hannes Aigner oder Adrian Grbic zu verzichten. Doch besondere Umstände (Heimspiel gegen den Meister) fördern besondere Lösungen ans Tageslicht.

Im Nachhinein betrachtet ein guter Schachzug, und lässt für die nächsten Auftritte der Altacher in der Bundesliga auf weitere überraschende taktische Aufstellungen hoffen. Man ist sich wohl klar geworden, dass man zu sehr ausrechenbar geworden war. Aber mal ehrlich: Wer, wenn nicht Altach hat alle Möglichkeiten ohne großen Druck aufzutreten, neue Dinge auszuprobieren und damit die Konkurrenz zu überraschen. Klar, der Ausfall von Kristijan Dobras tut weh, doch Boris Prokopic, vor seiner Verletzung Taktgeber im Mittelfeld, ist am Weg zurück. Stefan Nutz hat gegen Salzburg gezeigt, dass seine Pässe auch ankommen können – und gefährlich sind.

Dazu hat man Super-Routinier Hannes Aigner und einen Adrian Grbic im Talon. Und Honsak und Gebauer haben gegen Salzburg bewiesen, dass sie auch an vorderster Front überzeugen können. Eigentlich kann sich Klaus Schmidt austoben, in den nächsten Runden „tarnen und täuschen“, dass es nur so kracht. Man hat ja rein gar nichts zu verlieren. Der letzte Platz ist weit weg, man wird auch nächste Saison in der Bundesliga spielen. Und der Abstand zu den Europacup-Plätzen ist bei weitem nicht unüberwindbar. Klar, dafür braucht es auch Tore, die bis dato Mangelware waren. Doch den Altachern ist durchaus zuzutrauen, dass der Knoten bald platzt.

Die Klubführung hat in den letzten Wochen auch Druck von der Mannschaft nehmen wollen, das Ländle über Medien informiert, dass „es absolut keine Schande ist, wenn es in einer Saison mal nur Platz acht wird. Das Ziel des Klubs ist es, eine Konstante in der Bundesliga zu werden.“ In meinen Augen eine wichtige Aussage in Richtung Fans und Umfeld des Vereins. Man muss die Kirche in Altach lassen. Der SCRA ist ein Dorf-Verein – und es darf nicht als „normal“ angesehen werden, wenn man unter die ersten fünf kommt. Eher ist es ein Kunststück. Und dafür darf man tarnen und täuschen so viel man will.

Über Markus Krautberger

Geboren 14.10.1976 in Graz

Als Fußballer den Nachwuchs bei SK Sturm Graz absolviert (von der U11 bis zur Kampfmannschaft)

Stationen als Fußballer: TSV Hartberg (2x), SKN St. Pölten, DSV Leoben, SV Mattersburg, Kapfenberger SV, SW Bregenz, RW Rankweil (Amateure), SC Eisenstadt (Amateure) – Ende der sportlichen Laufbahn Sommer 2009.

Nach (Bzw während) der Fußballer-Laufbahn: „Praktikum“ bei der Sportwoche von 2006 bis 2008 (Schweiz-Korrespondent 2007 bis 2008 vor der EURO 2008), dazu auch im Sportmagazin Artikel veröffentlicht;  seit 2008 freier Journalist für Vorarlberger Nachrichten; seit Sommer 2009 bei Sky Sport Austria.

Hinweis: Dieser Artikel ist ein Meinungsartikel, der den Standpunkt unseres Redakteurs widerspiegelt und nicht der Meinung der gesamten Redaktion entsprechen muss.