Pöltl wird von Spurs-Coach Popovich auch manchmal „verarscht“

Wien (APA) – NBA-Profi Jakob Pöltl hat nach seiner ersten Saison bei den San Antonio Spurs eine positive Bilanz gezogen. „Es war am Anfang ein bisschen eine toughere Phase, aber im Laufe der Saison ist es jetzt super für mich gelaufen“, sagte der Basketball-Center am Montag in Wien. Die Beziehung zu Spurs-Coach Gregg Popovich sei „viel lockerer, als ich es in der Vergangenheit auch gewohnt war mit Coaches“.

Wie mittlerweile jedes Jahr hält sich Pöltl nach Ende der Saison in den USA in Wien auf. Mit San Antonio war der 2,13-Meter-Mann Ende April in der ersten Play-off-Runde an den Denver Nuggets gescheitert. Bei seinem neuen Team hat er sich inzwischen nach eigener Aussage gut eingelebt. „Es war am Anfang keine einfache Saison, die Umstellung war nicht einfach“, meinte Pöltl, der im Sommer 2018 von den Toronto Raptors per Trade nach Texas geschickt worden war.

Im Laufe der Monate wuchs er mehr und mehr in das System von Cheftrainer Popovich hinein, erhielt laufend mehr Spielzeit übertragen. In seiner letzten Raptors-Saison kam Pöltl in der Regular Season in allen 82 Begegnungen zum Einsatz und auf einen Schnitt von 6,9 Punkten und 4,8 Rebounds pro Spiel. Bei den Spurs verzeichnete er über 77 Partien gerechnet 5,5 Zähler und 5,3 Rebounds – die Schwankung ist also gering.

„Natürlich macht es mir Spaß, dass ich jetzt mehr Verantwortung übernehmen kann, mehr ausprobieren kann“, erklärte der Wiener dazu, was sich direkt auf dem Court für ihn verändert habe. Bei Toronto sei seine Rolle klarer definiert gewesen, er habe sich aber manchmal etwas eingeschränkt gefühlt. „Jetzt bin ich mehr involviert. Ich finde mich vielleicht in Situationen, in denen ich bei den Raptors nie gewesen wäre, wo ich dann trotzdem etwas mit dem Ball anfangen soll.“

Zu Popovich, betonte Pöltl, habe er einen guten Draht gefunden. „Aber auf einem persönlichen Level kann es sein, dass er dich manchmal ein bisschen, mir fällt jetzt kein besseres Wort ein, verarscht“, erzählte der 23-jährige. Popovich, der bei den Spurs auch Präsident ist, sei eine absolute Respektsperson, „und manchmal nützt er das ein bisserl aus, um einem einen Seitenhieb in die Rippen zu geben“. Abseits des Parketts pflege er „ein sehr lockeres, persönliches Verhältnis“ zu dem 70-Jährigen.

Pöltl geht in eine entscheidende Saison. Sein Vertrag, den die Spurs übernehmen mussten, läuft noch ein Jahr. Sein neuer Club hält die Option auf eine weitere Spielzeit, Pöltl spielt sozusagen auf Bewährung. „Man spürt es schon ein bissel, keine Frage“, gestand der Wiener. „Da ist ein bisschen ein anderer Fokus auf der Saison. Ich merke es ein wenig im Sommer schon, dass das Training ein bisschen intensiver ist, dass ein bisschen mehr Aufmerksamkeit auch von der Spurs-Seite da ist.“

Er sei derzeit jedenfalls „mehr oder weniger voll im Training“. Geschuftet werde vor allem in der Kraftkammer. „Es war auch eine Krafttrainerin von den Spurs hier in Wien.“ Er habe außerdem von seinen Coaches den Input bekommen, „dass ich ein bisschen mehr unter dem Korb arbeiten sollte“. Daneben gelte es, seinen Wurf zu verbessern. Dafür arbeite er vor allem mit Popovich-Assistent Chip Engelland. Mit dem heimischen „Wurf-Guru“ Stefan Weissenböck werde es diesen Sommer aufgrund seines engen Terminkalenders wohl keine Zusammenarbeit geben.

Von 20. bis 23. Juni veranstaltet Pöltl etwa ein Basketballcamp für Kinder in Wien. „Darauf freue ich mich besonders.“ Über zu große Aufmerksamkeit in Österreich könne er sich noch nicht beschweren. „Am Samstag war ich am Flughafen, um meine Schwester abzuholen, und wurde dort öfter von Leuten aus Toronto angesprochen als von Österreichern“, berichtete er. „So viel dazu, dass wir im Basketball in Österreich immer noch einen weiten Weg zu gehen haben.“

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